Loft in der Schankhalle Pfefferberg
Schönhauser Allee 176, 10119 Berlin
GÄSTE: Caroline Breidenbach (wasserstories), Anna Lena Kronsbein (Leibniz-Institute of Freshwater Ecology and Inland Fisheries), Wassertafel Berlin-Brandenburg (Heidemarie Schroeder), MODERATION and CO-CURATION: The Driving Factor (Elisa Bertuzzo, Daniele Tognozzi, Neli Wagner)
Die Umstellung auf batteriebetriebene Verkehrsmittel gilt als entscheidender Schritt in der Energiewende. Staaten und Regionen konkurrieren um Investitionen in Produkte der Elektromobilität und in den Infrastrukturausbau. Berlin-Brandenburg ist keine Ausnahme. Ende 2019 kündigte Elon Musk, der CEO von Tesla, den Bau einer vierten „Gigafactory“ in Grünheide an, nur wenige Kilometer vor dem Stadtrand Berlins in einem Wasserschutzgebiet. Mit insgesamt 20 Zulassungen zum vorzeitigen Baubeginn wurde die Fabrik fertig gestellt, bevor die Antragsunterlagen und die dagegen erhobenen Einwendungen gründlich geprüft werden konnten. Anwohner:innen, Wissenschaftler:innen, Aktivist:innen und die Berliner Wasserbetriebe sind besorgt über die Auswirkungen auf den lokalen Wasserkreislauf und die Qualität des Trinkwassers. Am 22. März 2022 – ausgerechnet am Weltwassertag – liefen die ersten batteriebetriebenen SUVs vom Band.
„Does this seem like a desert to you?“ („Sieht so etwa eine Wüste aus?“), lautete Elon Musks abschätzige Antwort auf eine Frage nach Wasserknappheit in der Region. Berlin-Brandenburg ist in der Tat keine Wüste. Doch trotz der bemerkenswerten Fülle an Oberflächenwasser ist es eine der niederschlagsärmsten Regionen Deutschlands. Elon Musks Äußerung bagatellisiert ein viel komplexeres Problem. Der Wasserstand der Seen sinkt und das Grundwasser, das die Trinkwasserversorgung sichert, hat einen historischen Tiefstand erreicht. Eine kürzlich erschienene Studie des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei stellt fest, dass die Wasserqualität bereits zum jetzigen Zeitpunkt beeinträchtigt ist. Durch die zunehmende Urbanisierung und das Bevölkerungswachstum steigt auch der lokale Wasserverbrauch, was in Verbindung mit der Verringerung der bereit verunreinigten Wasserressourcen spürbare Konsequenzen hat.
Tesla ist ein gewinnorientierter Akteur, der laut eigener Aussage „driven by sustainability“, d.h. von Nachhaltigkeit angetrieben wird. Dabei gefährdet die drittgrößte Autofabrik Europas die lokale Wasserqualität und die Wasserversorgung einer gesamten Metropole. Wie werden sich die Folgen dieser Eingriffe bemerkbar machen, wenn die Region aufgrund des Klimawandels zugleich einem erhöhten Hitzestress ausgesetzt ist? In der Podiumsdiskussion besprechen Vertreter:innen der Wissenschaft und Mitglieder der lokalen Aktionsgruppe Wassertafel Berlin-Brandenburg, wie sich der Widerstand gegen das Industrieprojekt organisiert hat. Wer bestimmt die Debatten über und Definitionen von Wasserknappheit und Wasserverschmutzung in Berlin-Brandenburg – insbesondere in Bezug auf die „Gigafactory“ und ihre angebliche Rolle in der Energiewende?