Diskurs

Diskussionsrunde #1 Lokales Handeln für eine klimaneutrale, post-fossile Stadt für alle!

07.04.2022
19:00 - 21:00 Uhr

Loft in der Schankhalle Pfefferberg
Schönhauser Allee 175, 10119 Berlin

Das Tragen einer FFP2 Maske während des gesamten Veranstaltung ist verpflichtend

GÄSTE: Fossil Free Berlin, Klimaneustart Berlin, Philine Wedell (Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe), MODERATION: Maike Majewski (Transition Town Pankow)

Im August 2019 erklärte die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Pankow den Klimanotstand im Verwaltungsbezirk Pankow, in dem auch die kommunale Prater Galerie angesiedelt ist. Als die Klimadebatte im Hitzesommer 2019 erstmalig ins gesellschaftliche Zentrum rückte, folgte die BVV damit dem Beispiel zahlreicher Städte und Kommunen weltweit. Im selben Sommer übergab auch die Volksinitiative Klimanotstand Berlin eine Petition mit 36.458 gültigen Stimmen für einen Klimanotstand in Berlin. Der Berliner Senat entschied daraufhin im Dezember desselben Jahres die Klimanotlage auszurufen und erneuerte damit sein Bekenntnis zum Ziel des Pariser Übereinkommens, die Erderhitzung auf 1,5°C gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen.

Die Erderhitzung ist ein globales Phänomen, das sich lokal unterschiedlich auswirkt und Ökosysteme und Menschen weltweit in ungleicher Weise betrifft. Es ist eine globale Herausforderung, da sich weder Extremwetterlagen noch Artensterben und Infektionskrankheiten an Staatsgrenzen halten. Schon mit dem heute nicht mehr vermeidbaren Temperaturanstieg werden sich die Bedingungen für das Leben und für menschliche Organisationsformen drastisch verändern. Da sich lokal verursachte Emissionen auf das globale Klimasystem auswirken und entfernte Orte über das Prinzip von Ursache und Wirkung in Verbindung bringen, sind damit auch Fragen der Klimagerechtigkeit verbunden. Die Industrienationen im Globalen Norden, die historisch die meisten Emissionen verursacht und von der Globalisierung profitiert haben, sind in besonderer Weise dazu aufgefordert, ihren Beitrag zum Klima- und Umweltschutz zu leisten. Die dafür notwendigen Transformationsprozesse müssen auf allen Ebenen von Bund, Ländern, Städten und Kommunen geplant und konsequent umgesetzt werden.

In der ersten Diskussionsrunde im Programm von Fossile Erfahrung geht es darum, welche Konsequenzen die Verpflichtung zur Klimagerechtigkeit und Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze auf lokaler Ebene mit sich bringt. Was ist seit der Ausrufung des Klimanotstandes respektive der Klimanotlage geschehen? Welche strukturellen Veränderungen im Hinblick auf Infrastruktur, Energieversorgung und Transport sind in Berlin notwendig und welche Akteur:innen treiben diese Transformationsprozesse an? Wie kann der Wandel finanziert und zugleich bezahlbarer Wohnraum für alle garantiert werden? Wie können Kunst und Kultur dazu beitragen, die Transformation hin zu einer post-fossilen und nachhaltigen Stadt gemeinschaftlich zu gestalten?

Fossil Free Berlin ist eine lokale Gruppe von Ehrenamtlichen und erfahrenen Campaignern. Als Teil eines weltweiten Netzwerks von über 1.300 Fossil-Free-Gruppen auf allen Kontinenten setzen sie sich mit Divestment für den Schutz des Klimas ein. Divestment ist das Gegenteil einer Investition: Gelder (z.B. aus Aktien, Misch- und Indexfonds) werden bewusst aus Unternehmen mit unerwünschten oder schädlichen Geschäftsmodellen abgezogen, um sie zur Veränderung zu drängen.

Klimaneustart Berlin ist eine zivilgesellschaftliche Bewegung, die aus der Volksinitiative Klimanotstand Berlin hervorgegangen ist. Sie fungiert als Plattform und Bindeglied, um den Austausch zwischen Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik auf Augenhöhe zu ermöglichen. Aktuell plant sie ein Volksbegehren für eine Reform des Berliner Energiewendegesetzes (EWG Bln), das den Handlungsrahmen für die nötige Reduktion von Treibhausgasemissionen bildet und den Zeitplan dafür festlegt. Zentrale Forderung des Volksbegehrens ist die Anpassung des Zieljahres für die Klimaneutralität von 2050 auf 2030, da die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichend sind, um den nötigen Beitrag für die 1,5-Grad-Grenze zu leisten.

Maike Majewski ist Umweltpädagogin und seit 2011 Koordinatorin des lokalen Netzwerkes Transition Town Pankow. Mit „Hand, Herz und Verstand“ erproben Transition Initiativen weltweit – angepasst an ihre jeweiligen Bedingungen vor Ort – wie Menschen gemeinsam nachhaltiger und besser leben können. Dabei werden sie von Prinzipien der Permakultur geleitet: Sorge für die Erde, für die Mitmenschen und Selbstfürsorge sowie die gerechte Verteilung von Ernten und Ressourcen. Angesichts der heutigen ökologischen und sozialen Krisen möchten Transition Initiativen den unumgänglichen Wandel mit Wissen, Mitgefühl und praktischem Tun und natürlich gemeinsam mit vielen anderen bürgerschaftlichen Bewegungen gestalten.

Philine Wedell, verantwortlich für den Masterplan Solarcity Berlin: Ein wesentliches Potenzial an erneuerbaren Energien für Berlin liegt in der Solarenergie. Mit dem Masterplan Solarcity wird der Weg aufgezeigt, wie ein Solarstromanteil von 25 Prozent in der Stadt erreicht werden kann. Um dieses Ziel zu erreichen sollen Solaranlagen mit einer Leistung von mindestens 4.400 Megawatt auf Berlins Dächern angebracht werden. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe und ihre Koordinierungsstelle Masterplan Solarcity steuern seit 2020 die Umsetzung des Masterplans und sind die ersten Ansprechpartner für alle Beteiligten.

Diese Veranstaltung findet im Rahmen des Projektes Fossile Erfahrung der Prater Galerie statt. Mehr Informationen zur Ausstellung und zum Begleitprogramm gibt es hier.

Fossile Erfahrung wird gefördert durch die Stiftung Kunstfonds, die LOTTO-Stiftung Berlin sowie mit Mitteln des Ausstellungsfonds für Kommunale Galerien und des Fonds für Ausstellungsvergütung für bildende Künstler:innen der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, mit freundlicher Unterstützung von Förderband Kulturinitiative Berlin und der Schankhalle Pfefferberg.

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