Ausstellung

Tracing the Geometry of Cyberwar

08.09. – 31.12.2023

Virtueller Ausstellungs- und Rechercheraum mit Arbeiten und Texten von Jessikka Aro, Sarah Buser, fantastic little splash, Judith Hanke, Olga Krykun, Svitlana Matviyenko, Tactical Tech, Susan Sontag und weiterem Recherchematerial von Center for Spatial Technologies.

In seinem aktuellen Projekt beschäftigt sich Prater Digital mit der Rolle, die das Internet sowie digitale Technologien im laufenden Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine spielen. In diesem Kontext werden neue Strategien der Kriegsführung etabliert, die zunehmend auf automatisierten und kybernetischen Mitteln basieren. Entgegen unserer Vorstellung findet der moderne Cyberwar nicht nur im virtuellen Raum statt, sondern entfaltet sich dort, wo digitale Kommunikation und militärische Aktionen verschmelzen.

Die Ausstellung „Tracing the Geometry of Cyberwar“ konzentriert sich vor allem auf die Bild- und Datenverbreitung in den kybernetischen Logiken des Internets. In diesem stark kommerzialisierten Online-Raum vermischen sich Bilder und Nachrichten aus dem Krieg mit Werbung, Memes und privaten Inhalten. Die Überwachung und Analyse der sozialen Netzwerke sowie die gezielte Verbreitung von Bildern und Desinformationen im Internet dienen dazu, Narrative über den Krieg und die Kriegsereignisse zu steuern und in der Öffentlichkeit durchzusetzen. Gleichzeitig sind Bilder aber auch für die strategische Planung der Operationen und deren Nachforschung von großer Bedeutung.

Inspiriert von der Forschung der Wissenschaftlerin Svitlana Matviyenko bewegen sich die künstlerischen Positionen und diskursiven Texte in der Ausstellung entlang dreier Pfade (Vektoren) des Cyberkrieges − der sich gezielt gegen Menschen und Infrastruktur in der okkupierten Ukraine richtet, Unterstützerländer der Ukraine im Fokus hat sowie Russland selbst mit einschließt.

AUSSTELLUNGSZEITEN UND PROGRAMM

Die Ausstellung wird Mo.-Do. von 10:00-16:00 Uhr betreut, wenn Sie Probleme oder Fragen haben, rufen Sie uns an: 030 90295-3813, oder melden Sie sich unter info@pratergalerie.de.

TEAM
Kuratorin: Tereza Havlíková
Konzept, Design und Programmierung Mozilla Hubs Galerieraum: Sarah Buser und Judith Hanke
Prater Galerie: Katharina von Hagenow, Lena Prents und Julie Rüter
Grafikdesign: Judith Weber
Lektorat: Carola Köhler
Tonaufnahme: studio brod
Sprecherin: Lucy Jones

Jessikka Aro

Jessikka Aro ist eine finnische Investigativjournalistin. Sie arbeitete für Yleisradio (Yle), die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Finnlands, bevor sie aufgrund massiver Drohungen zeitweise ihr Heimatland verlassen musste. 2016 wurde sie mit dem Bonnier-Preis für Journalismus ausgezeichnet. Im Jahr 2019 sollte sie den International Women of Courage Award des US-Außenministeriums erhalten, diese Auszeichnung wurde jedoch kurz vor der Zeremonie wieder zurückgezogen.

Center for Spatial Technologies

Das Center for Spatial Technologies ist eine Gruppe von Architekten, Forschern und Pädagogen, die hauptsächlich in Kiew (Ukraine) ansässig sind und Lösungen für räumliche Probleme entwickeln, indem sie wirtschaftliche, technologische und politische Infrastrukturen hacken, um die Stadt der Zukunft zu gestalten. Derzeit arbeitet das Team an Projekten zur Analyse der zivilen Zerstörungen, die durch die russische Invasion in der Ukraine verursacht wurden.

fantastic little splash

Das Kollektiv fantastic little splash wurde 2016 von der Journalistin/Künstlerin Lera Malchenko und dem Künstler/Regisseur Oleksandr Hants gegründet. Ihre Arbeiten kreisen um Utopien und Dystopien, kollektive Vorstellungskraft und ihre Projektionen und Unsicherheiten. Diese Themen verbinden sie mit Ansätzen aus der Bild- und Medienwissenschaft. Projekte von fantastic little splash wurden unter anderem auf der transmediale, post.MoMA, Plokta TV, Ars Electronica, Liste Art Fair Basel, Construction festival VI x CYNETART, KISFF und Docudays ausgestellt. Das Kollektiv nahm an der transmediale x Pro Helvetia Residency 2022 teil.

Olga Krykun

Olga Krykun studierte im Atelier für Supermedia und später im Atelier für Malerei an der Kunsthochschule UMPRUM in Prag. Während des Studiums absolvierte sie Praktika an der National Taiwan University of Arts, der University of Arts, Crafts and Design in Stockholm und dem T.E.I. in Athen. Ihre Arbeit „Remembering the Old World“ wurde für den StartPoint prize nominiert. Im Jahr 2022 wurde sie mit dem Jindřich-Chalupecký-Preis ausgezeichnet. Olga Krykun arbeitet hauptsächlich mit Video, Malerei und Objekten, die sie zu komplexen Installationen zusammensetzt. Indem sie fiktionale Geschichten mit heutigen kulturellen und sozialen Symbolen verbindet, kreiert Olga Krykun eine eigene zeitgenössische Mythologie. Dabei beschäftigt sie sich mit Themen wie Identität und Fragmentierung der Gesellschaft sowie mit inneren Spannungen und Ängsten.

Svitlana Matviyenko

Svitlana Matviyenko ist Assistenzprofessorin für kritische Medienanalyse an der School of Communication der kanadischen Simon Fraser University. Ihre Forschungs- und Lehrtätigkeit konzentriert sich auf Cyberwar, digitalen Militarismus, sowjetische und postsowjetische Technopolitik, nuklearen Kolonialismus sowie die Bewaffnung der Energieinfrastruktur während des Russland-Ukraine-Krieges. Sie ist Mitautorin von „Cyberwar and Revolution: Digital Subterfuge in Global Capitalism“, Gewinnerin des Buchpreises 2019 der Sektion Science Technology and Art in International Relations der International Studies Association und des Gertrude J. Robinson-Buchpreises der Canadian Communication Association 2020. Auf Deutsch erschien vor Kurzem ihr Text „Terrorumgebungen“ im Sammelband „Aus dem Nebel des Krieges. Die Gegenwart der Ukraine“ (Suhrkamp Verlag, Berlin 2023).

Susan Sontag

Susan Sontag (1933 – 2004) war Schriftstellerin, Kritikerin, Filmemacherin, Dramatikerin und Professorin. Sie schrieb zahlreiche Essaybücher, Romane und Theaterstücke. Einige ihrer berühmtesten Werke beschäftigen sich mit AIDS und Krankheit, Fotografie, Ästhetik und Moral. Während des Vietnamkriegs reiste sie 1968 nach Hanoi, während des Jugoslawienkriegs 1993 brach sie nach Bosnien auf und lebte dort drei Jahre im belagerten Sarajevo. Ihre Arbeit wurde durch zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien gewürdigt, darunter Rockefeller Foundation Grant, Guggenheim Foundation Fellowship oder Jerusalem Prize for the Freedom of the Individual in Society.

Tactical Tech

Das Tactical Technology Collective, kurz Tactical Tech, besteht aus Künstler:innen, Hacker:innen und Aktivist:innen und wurde 2003 in Amsterdam gegründet. Stetig wachsend eröffnete das Kollektiv weltweit informelle Büros, von Amman über Brighton bis Bangalore. Im Jahr 2012 fand das erweiterte internationale Team ein festes Zuhause in Berlin. Seit seiner Gründung hat Tactical Tech in Zusammenarbeit mit lokalen Partner:innen und Mitarbeiter:innen auf der ganzen Welt Hunderte von Interventionen und Ressourcen entwickelt. Diese frei zugänglichen Ressourcen fördern Medien- und Digitalkompetenzen und beschäftigen sich mit Themen wie Fehlinformation und Desinformation, Technologie und Krisen, Daten und politischem Einfluss.

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