Der Kultstatus des Berliner Praters ist bis heute ungebrochen. Als Gartenlokal 1837 von Kaffeehausbetreiber Kalbo eröffnet, lockte er seit jeher Erholungssuchende und Erlebnisfreudige ins Grüne – egal ob Beamte, Kaufleute oder Dienstpersonal. Bald schon kamen kulturelle Highlights im Saal und auf der Freilichtbühne hinzu. Orchester spielten auf, zahlreiche Besucher:innen erfreuten sich an Sommertheater und Tanztee, Variéte samt Seiltänzerakrobatik in schwindelerregenden Höhen und Ringkämpfen im Billiardsalon. Künstler:innen mit Rang und Namen, von Nah und Fern, fanden den Weg auf die Bühnen des Praters.
Ab 1917 wurde der Theatersaal vor allem als Lichtspielhaus genutzt und 1949 eröffnete im Prater das erste DEFA-Lichtspieltheater. Mittlerweile im städtischen Umfeld angesiedelt, trafen sich im industriellen Zeitalter die Arbeiter:innen der Nachbarschaft hier zum Feierabendbier. Der Prater entwickelte sich im Zuge dessen zur politischen Kundgebungs- und Versammlungsstätte der Arbeiterbewegung. Zu DDR-Zeiten wurde er schließlich Kreiskulturhaus. Er bot Raum für das Deutsch-Sowjetische Artistenfest, Pantomimentheater, Konzerte, Ausstellung, Maifeierlichkeiten, Veranstaltungen von Arbeiterjugend und Partei. Geschwooft wurde weiterhin auch im Garten. 1973 zog gegenüber des Praters die kommunale Galerie am Prater ein. Nach der Wende bespielte die Volksbühne das Bezirkshaus. Theatermacher:innen wie Christoph Schlingensief, Christoph Marthaler und René Pollesch boten hier legendäre Theatererlebnisse.
Heute steht der Prater inmitten des pulsierenden Stadtteils Prenzlauer Berg. Frisch saniert öffnet er im Jahr 2023 nach längerer Schließzeit seine Pforten auf’s Neue. Die kommunale Prater Galerie plant ein zeitgenössisches Ausstellungsprogramm, die Volksbühne wird im großen Saal wieder Theater der Extraklasse bieten. Biergarten und Gasthaus laden in den Pratergarten nebenan.